Unter einer Zahnversiegelung versteht man eine Beschichtung der Zähne mittels einer dünnen Schicht aus Kunststoff, um sie vor Karies zu schützen. In der Regel werden die Zahnfissuren versiegelt − die Einkerbungen auf der Kaufläche – weswegen man überwiegend von der Fissurenversiegelung spricht. Im Gegensatz zur Füllungstherapie wird sie vorbeugend angewandt, bevor ein kariöser Defekt eines Zahnes entstanden ist. Bei der erweiterten Fissurenversiegelung werden zuvor besonders enge oder ampullenförmige Fissuren erweitert.
Am häufigsten wird sie bei Kindern und Jugendlichen für den Schutz von Fissuren und Grübchen eingesetzt. Die deutsche Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) empfehlen gemäß einer S3-Leitlinie, nicht befallene Fissuren und Grübchen im Bereich der Kaufläche der Backenzähne bei Kindern und Jugendlichen mit erhöhtem Kariesrisiko zu versiegeln.
Eine präventive Versiegelung soll davor schützen, dass sich Speisereste in den Vertiefungen des Zahnes festsetzen, dort schlecht mit der Zahnbürste entfernt werden und auf der Zahnoberfläche befindliche kariöse Bakterien Nährstoffe zur Säureproduktion liefern. Eine Versiegelung von leicht kariesbefallenen Vertiefungen soll die darunter befindlichen Bakterien von weiterer Nahrungszufuhr abschirmen. Dadurch wird deren Kariesaktivität und Überlebensfähigkeit stark eingeschränkt. Um sicherzustellen, dass es zu keiner – nur schwer erkennbaren − weiteren Ausdehnung der Karies kommt, muss deshalb eine komplette Abdichtung sichergestellt sein. Diese muss regelmäßig kontrolliert werden. Ist dies nicht mehr gegeben, muss die Versiegelung repariert werden.
Präventive Fissurenversiegelung
Die Durchführung der Fissurenversiegelung ist vollkommen schmerzfrei. Zunächst wird die Zahnoberfläche von Zahnstein und Belägen gereinigt. Anschließend werden die Zähne getrocknet, damit kein Speichel an die zu versiegelnden Zahnflächen herantreten kann. Dies erfolgt mittels Watterollen oder einem Gummituch (Kofferdam). Anschließend wird der zu versiegelnde Bereich des Zahnschmelzes mit einer 37 %igen Phosphorsäure, die flüssig oder in Gelform aufgetragen wird, angeätzt. Die Oberfläche wird dadurch angeraut, so dass die Versiegelung in den mikroskopisch kleinen Schmelzvertiefungen retentiv auf der Zahnoberfläche halten kann. Nach dem Abspülen der Säure wird der Zahn mit dem Luftbläser getrocknet. Anschließend wird das Versiegelungsmaterial dünn an den Prädilektionsstellen aufgetragen und mit speziellem Licht gehärtet.
Erweiterte Fissurenversiegelung
Bei der erweiterten Fissurenversiegelung werden eng zulaufende oder ampullenformige Fissuren entweder mit kleinsten Kugeldiamanten, kleinen und spitzen Diamantbohrern, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme kleiner Rosenbohrer, entfernt, bevor die Fissurenversiegelung wie oben beschrieben durchgeführt wird. Wurde die Schmelz-Dentingrenze durch Karies überwunden, wird keine Fissurenversiegelung mehr durchgeführt, sondern eine Füllung nach den Vorgaben der minimalinvasiven Therapie durchgeführt.